Ovationen für Landesblasorchester

Der Kreismusikverband Wesel feierte am Sonntagabend sein 10 jähriges Bestehen mit einem umjubelten Jubiläumskonzert im Bühnenhaus. […]

Wesel. So beschwingt wie am Sonntagabend verlassen Konzertbesucher nicht immer das Bühnenhaus. Die stehenden Ovationen zum Schluss hatten sich die Musiker des Landesblasorchesters NRW (LBO) und des hiesigen Spielleute-Projektorchesters mit ihren hohen Leistungen verdient. Viel wichtiger aber war, dass mit dem „Jubiläumskonzert“ zum 10jährigen Bestehen des Kreismusikverbandes Wesel bewiesen wurde, dass die Musiker viel mehr können, als muntere Begleitungen zu Brauchtumsveranstaltungen zu inszenieren.

„Weg von diesem einseitigen Image“ heißt die Losung der Vorsitzenden des Weseler Verbandes, Barbara Schlüter. Wie auf der Grundlage unverzichtbarer solider Breitenarbeit anspruchsvolle sinfonische Blasmusik gepflegt wird, wurde im Bühnenhaus ganz nebenbei offenbar. Dank dafür.
Goethes musikalisches Gedicht
Natürlich konzertieren im etwa 70-köpfigen Landesblasorchester NRW ausgewählte Musiker aus ganz NRW. Dirigiert werden sie von Renold Quade […]. Kraftvoll und in die Zukunft gerichtet, ganz so wie es die einleitende Symphonic Overture von James Barnes melodisch formulierte, spielte das engagierte Ensemble. Die Uraufführung des des „musikalischen Gedichts nach Goethe“: „…in seinen Armen das Kind war tot.“, berührte aller Zuhörer tief. Der Komponist Constantin Hesselmann dirigierte dieses selbst.
Zum Höhepunkt wurde das Konzert für Klavier und Orchester von Betin Günes. Der in der Türkei geborene, in Köln wirkende Komponist, Dirigent und Pianist formte seine Gedanken zur „Kultur“ als komplexes Phänomen und zur „Bosluk“, das heißt zur Leere, in dynamischen, mitreißenden Klangsätzen. Er hämmerte in die Saiten des Flügels schrittweise tastend seine Überlegungen, dann extrem schnell einander überschlagende, kämpferische Akkorde! Sein Klaviersolo, das zwischen Zitaten von Beethoven und Mozart seine eigenen raschen Takte türkischen Eigenlebens schob, überwältigte.
Gegen das erfahrene große Orchester fiel der Auftritt der Spielleute nicht ab, natürlich Alter und Ausbildungsstand berücksichtigend. Karin Steenstra dirigierte sehr sicher, gestisch sympathisch unspektakulär. […]

Rheinische Post Wesel, Hanne Buschmann, 23.10.2010