Das Landesblasorchester ist zurück von der großen China-Tournee

China-Konzert

Es war eine tolle Erfahrung zu sehen, wie wir das überwiegend sehr junge Publikum nach anfänglicher Zurückhaltung für unsere Musik begeistern konnten. Aber auch traditionell chinesische Stücke für ein chinesisches Publikum zu spielen, war bei jedem einzelnen Konzert immer wieder spannend und offenbarte überraschende Reaktionen.

Sieben Konzerte in sieben Städten absolvierte das LBO. Unmittelbar nach Weihnachten brach es auf ins ferne China. Peking, Shanghai, Hangzhou, das sind wohl die hierzulande bekanntesten Städte.

China per Bus in 13 Tagen
China per Bus in 13 Tagen

Aber auch Aachens Partnerstadt Ningbo oder die Hafenstadt Wenzhou, bekannt für ihre großen Konsumgüterproduktionen, waren auf dem Tourneeplan. Das Orchester hat wohl über 4.000 km mit Bus und Schnellzug rund um die An- und Abflugorte Shanghai und Peking zurückgelegt.

Besondere Akzente setzte das LBO mit Interpretation chinesischer Konzertmusik, wie die „Legende der Yao”, „Good News From Bejing“ oder das Volkslied „Mo Li Hua“- original in chinesischer Sprache präsentiert von der Sopranistin Sabine Ludwig. Im Unterhaltungsteil begeisterten Musicalmelodien von A.L. Webber und Jazziges und Rockiges von Billy Joel oder Chick Corea.

Das Konzertpublikum war ohne Frage neugierig auf unsere westlichen Töne. Es war zunächst eher abwartend, in unseren Augen gelegentlich auch ungewöhnlich locker. Es gab etwas zu Essen oder man hat auch mal telefoniert. Aber das Publikum konnte regelrecht erobert werden. Meistens hat es zwei, drei Stücke gebraucht, bis wir die Menschen wirklich gefangen genommen hatten. Dann war die Begeisterung groß und wir konnten uns am Ende erst nach drei Zugaben von ihnen verabschieden.

Zwischen Bus, Bahn, Bühnen und Hotels war aber auch immer wieder Gelegenheit mit den Menschen in Kontakt zu kommen. „Es war nie ein Problem durch die Straßen und Viertel zu gehen, etwas einzukaufen oder auch nur ein wenig zu gucken. Ob bei Straßenhändlern, in Markthallen oder im Wohnviertel an Haustüren oder kleinen Gärten. Mit den wenigen Blicken und einem fröhlichen „Xin Nian Hao“ – Frohes Neues Jahr – war schnell das Eis gebrochen und wir haben uns angelächelt“.

Natürlich blieb den Musikern nicht verborgen, dass die Chinesen einer anderen Mentalität folgen, die teils mit recht strengen Regeln verbunden ist. Das galt z. B. weniger für den Straßenverkehr, der seinen eigenen, eher chaotischen Regeln folgt, sowohl Verkehrsführung als auch Verkehrsmittel betreffend. Oder auch weniger im Hinblick auf das allgemeine Improvisationsgeschick zur Lösung von Alltagsproblemen. „Aber z. B. die Kommunikation mit zu Hause mal schnell über die „sozialen Medien“, mal schnell was „posten“ , war nicht möglich“ mussten viele zu ihrem Leidwesen feststellen.

Das Essen war mannigfaltig und variantenreich. Allen Unkenrufen zum trotz war die gesamte Truppe begeistert von der ungeheuren Vielfalt. Wenn auch nicht alles jedem schmeckte – die Auswahl war immer groß und abwechslungsreich. Reis war immer mit dabei. China Food

Neben der kulinarischen Vielfalt ließ uns auch der Bauboom in China immer wieder erstaunen. Seine Ausmaße sind kaum mit Worten zu beschreiben. China ist ein Land, das sich in ungeheurem Tempo entwickelt. Es war für alle mehr als spannend das vor Ort beobachten zu können.

„In meinem Focus waren natürlich zunächst die sieben Konzerte mit 70 Musikern, Sängerin und Solisten, die übrigens nicht alle mit dem gleichen Programm gespielt wurden. Dann die drei Gastdirigate. In der Mittelschule Hangzhou, in der Jiaotong Universität Shanghai und bei den Studenten des Ausbildungsorchester der Volksbefreiungsarmee in Peking. Meine musikpädagogischen Aufgaben waren geprägt von großer Aufmerksamkeit. Auch hier wich kontrollierte Zurückhaltung zunehmend Vertrauen und Miteinander. Ein Einlassen auf die Themen wie Artikulation, Intonation und Stilistik westlicher Musik war schnell möglich. In Sachen Technik und Disziplin stieß ich in allen Altersstufen auf gute Substanz. In Sachen Interpretation, Zusammenspiel, Agogik und Klang lag vieles brach – konnte aber erweckt werden.“, so Renold Quade, Dirigent und künstlerischer Leiter des Landesblasorchesters NRW und Teil des Leitungsteams der Musikschule Düren. „Mein musikalischer Abstecher hin zu Dürens Partnerstadt Jinhua brachte mir wichtige lokale Einblicke, die von der traditionellen Wu Oper bis hin zu sinfonischen Besetzungen reichten.“

Einmal mehr machte mir die Reise deutlich, wie türöffnend die Weltsprache Musik ist. Sie schafft Basis und Mut, um scheinbar Unüberbrückbares zu verstehen und gar zu verbinden.