„Focus Querflöte“

Beeindruckender Konzertabend mit dem Sinfonischen Blasorchester der Musikschule Düren, dem Landesblasorchester NRW, Soloflötist Thomas von Lüdinghausen und Querflötenensembles

Düren: Wenn im Frühjahr unter der Leitung von Renold Quade das Sinfonische Blasorchester der Musikschule Düren (SBO) und das Landesblasorchester NRW (LBO NRW) zu ihrem gemeinsamen Konzert in das Haus der Stadt Düren einladen, dann sind auch immer ein renommierter Gastsolist und ein attraktives Workshop-Programm mit von der Partie.

Diesjährig war Thomas von Lüdinghausen, Soloflötist in Diensten der Stuttgarter Philharmoniker, zu Gast. Im Focus stand dementsprechend die Querflöte und über 50 Teilnehmende aus ganz NRW, junge, jung gebliebene, Lehrende und Studenten dokumentierten erneut die hohe Anziehungskraft dieses Konzeptes, das mit Hilfe von „Flutissimo“ in dieser Qualität ermöglicht werden konnte.

Workshops

Das professionelle Querflötenquartett „Rheinklang“ – vier Querflötenstudenten aus Düsseldorf um den Eifeler Lokalmatador Ingo Koch, langjähriges Mitglied beider Orchester – bildete mit seiner Interpretation von zwei Sätzen aus „Jour d’été à la montagne“ von Eugéne Bozza sicherlich den kammermusikalischen Höhepunkt. Aber auch die Beiträge des „jungen“ 16 köpfigen und des 36 Musiker/innen starken Ensembles der „jung geblieben“ Querflöten waren eine Ohrenweide. Über der ganzen Samstag verteilt wurden die Teilnehmer vielschichtig, authentisch und mit erkennbarer Freude betreut vom Hauptdozenten Thomas von Lüdinghausen in Sachen „Basics“ und „Grundsätzliches“ zum Spiel der Querflöte, von Georgy Belyakov und Gabriela Stahl zum Thema „Die Familie der Querflöten: Stimmlagen und Instrumententypen“, sowie von Renold Quade, der die Ensemblearbeit leitete, die in dem Werk „Rings Of Flutes“ ihren Höhepunkt fand.

Soloflöte und Orchester

Thomas von Lüdinghausen war als brillianter Solist zudem mit beiden Orchestern zu hören.

Gemeinsam mit dem LBO NRW zelebrierte er „Euterpe“, eine Komposition des Spaniers Ferrer Ferran. Ferrans zeitgenössisches Werk nimmt natürlich fantasievollen Bezug auf Euterpe, in der griechischen Mythologie die Muse der Musik, aber zudem auch mit viel musikalischer Finesse auf den philosophischen Ansatz von Friedrich Nietzsche, für den Musik unendliche Freude beinhaltet und bereits „der kleinste Flötenton“ den menschlichen Geist bereichert und sein Leben angenehmer macht. Gleichsam virtuos wie sanft und intim im sensiblen Dialog von Orchester, Dirigent und Solist gestalteten die Protagonisten eine beeindruckende Interpretation.

Mit der „Rhapsody For Flute“ von Stephen Bulla gelang gemeinsam mit dem SBO eine nicht minder gelungene Aufführung. Die rhapsodischen Anlage dieses Werkes eröffnete ganz andere spielerische Freiräume, die die Verbindung großes Blasorchester und Querflöte in erneut neues Licht setzte. Überschäumend, energetisch, perlend elegant, aber auch geheimnisvoll und dunkel.

Das LBO NRW

Mit den “Cries Of London”, der sehr persönlichen Liebeserklärung des Komponisten Martin Ellery an seine englische Hauptstadt, hatte das LBO NRW den Konzertabend eröffnet. Unter der sensiblen und präzisen Leitung von Renold Quade entwickelte sich eine vielschichtig nuancierte musikalische „Erzählung“ über die Weltstadt London. Voller Lebensfreude, mit aktuellen Bezügen, mit geschichtlichen Rückblenden, souverän und von enormer Interpretationskraft.

Von ihrer ethnisch feinfühligen Seite zeigte sich das LBO NRW in einer weiteren Komposition von Ferrer Ferran: Consolat del Mar. Sie führt die Zuhörer dicht an die „spanische Seele“, die gerade in der Gattung Pasodoble Concertino intensiv gepflegt wird. Zarter Klarinettenschmelz im gerade noch hörbaren Pianissimo, Tempovarianten, die Sehnsucht und Verlangen porträtieren, kontrastierende Blechpassagen, die den im sprichwörtlichem Sinne spanischen Stolz und erhabene Würde darstellen.

Mit dem viersätzigen Tetragon von Constantin Hesselmann, der auch als Trompeter im LBO NRW aktiv ist, zeigte das LBO NRW unter der Leitung des Komponisten musikalische Seiten, die einem großen sinfonischen Blasorchester zunächst eher nicht zugeschrieben werden. Diese für diese Orchesterform original komponierte Musik aus Elementen zeitgenössischer Popularmusik schlug ein weiteres beeindruckendes Kapitel auf und bereitete dem jungen Klangkörper SBO den Einstieg in die zweite Konzerthälfte.

Das SBO der Musikschule Düren

Das SBO, ebenfalls unter der Leitung von Renold Quade, eröffnete zunächst quasi klassisch mit dem „Canterbury Choral“ von Jan van de Roost. Dessen Anliegen, das imposante Bauwerk und die Klangfülle einer Orgel in dieser architektonischen Umgebung abzubilden, gelang vorzüglich.

Betrachtete Jan van der Roost einen eindrucksvollen Ort in Europa, so fand der 1970 in Ohio geborene amerikanischen Komponist Steven Reineke auf der anderen Seite der Weltkugel eine ganz andere Inspiration. „Sedona“, eine Stadt in Arizona ist bekannt wegen ihrer roten Felsen, die bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang magisch glühen. Dieses Naturschauspiel beeindruckte und er schuf ein Orchesterwerk, das das SBO voller Farben, Stimmungen und Tempowechsel mitreißend interpretierte.

Leonard Bernsteins wohl berühmtestes Bühnenwerk „West Side Story“ traute sich damals ein gehöriges Maß an Gesellschaftskritik sehr unterhaltend zu präsentieren. Die Tragödie von Romeo und Julia in das New York der 50er Jahre zu übertragen und dies in der Kombination von Tanz, Gesang und Schauspiel zu ermöglichen brachte der West Side Story den Titel: Mutter des Musicals ein. Das SBO präsentierte die Liebesgeschichte in aufregenden und begeisternden knappen 10 Minuten, die gemessen am starken Applaus ruhig länger hätten sein dürfen.

Mit „New York Nitelife“ und Titeln der legendären Gruppe „The Manhattan Transfer“ wurde das beeindruckende Konzert mit populärem Schwung unserer Tage beendet. Fast jedenfalls, denn traditionsgemäß durfte das gemeinsam von beiden Orchestern vorgetragene Wiegenlied von J. Brahms, mit Thomas von Lüdinghausen als Solisten, nicht fehlen.