Raum und Klang für die Bilder
Fritz Langs „Metropolis“ ist mit Orchesterbegleitung zu Gast in der Kölner Philharmonie. Die Veranstaltung eröffnete spektakulär die „Kölner Kinonächte“.
Die Kinonächte präsentieren rund 40 Filmprogramme an 17 Spielorten.
KÖLN – Als das Landesblasorchester Nordrhein-Westfalen sich auf den Kammerton A einstimmte und zum Abschluss der Prozedur einen Akkord schmetterte, da ging die Sache schon in eine gute Richtung: das klang nämlich ein wenig so wie die Fanfare, mit der das Lucas-Sound-System dem Kinopublikum stolz seinen Dolby-Surround-Klang vorführt. Auch in der Folge orgelte und rumorte das Ensemble unter der Leitung von Renold Quade ganz vorzüglich. In der Kölner Philharmonie begleiteten die Musiker Fritz Langs Stummfilmklassiker „Metropolis“, der auf der Leinwand über ihren Köpfen seinen Lauf nahm.
Mit diesem Ereignis feierten die „Kölner Kinonächte“ ihren Auftakt […]. Dass zu „Metropolis“ ein Klavier spielt, ist nicht ungewöhnlich – Aufführungen mit Orchester sind dagegen ungleich aufwändiger und bleiben die Ausnahme. Dabei entfaltet sich in ihnen natürlich weit dynamischer das Klangspektrum der Musik von Gottfried Huppertz, das sich zwischen funktionaler Untermalung und expressiver Klangverstärkung der Bilder spannt, scheppernde Anleihen bei der „Marseillaise“ inklusive.
Dabei vermieden es Quade und sein Ensemble weitgehend, allzu heftig das Wagnerianische an der Musik des 1887 in Köln geborenen Komponisten Huppertz hervorzukehren. Erst ganz am Ende, wenn das „Hirn“ von „Metropolis“, der Industrielle Joh. Fredersen, auf Betreiben seines Sohnes Freder dem Arbeiter Grot als der „Hand“ just diese reicht, donnern die Pauken. Doch zu diesem Zeitpunkt klingt solches Pathos eher wie ein ironischer Kommentar auf die Botschaft des Films, die später auch ein Joseph Goebbels unterschreiben konnte:
Mittler zwischen Hirn und Hand sei das Herz.
Sozusagen schnittgenau Musik und Bilder übereinander zu bringen, ist bei Live-Performances des Orchesters vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit: da erklingt schon mal eine Glocke erst, wenn sie auf der Leinwand bereits geschlagen hat.
Ansonsten aber schnürte das Orchester sehr präzise den Soundtrack von „Metropolis“ herunter, dieser geradezu manisch rhythmischen Stadt, die sich im Takt der Maschinen, der Kolben, der Schichtwechsel der Arbeiter und der Aufzüge und Förderbänder bewegt. Nicht umsonst spielen Uhren und uhrengleiche Apparaturen auf der Leinwand eine so leitmotivisch zentrale Rolle.
[…] So bekamen Langs Bilder am Donnerstagabend Raum und Klang, was das Publikum mit lang anhaltendem Applaus quittierte. Und auch mit einigen Lachern angesichts mancher Actionszenen, die dem entschlossenen Monumentalismus des Regisseurs zum Trotz denn doch wirkten, als müsse das Kino erst noch üben. […]
Kölner Stadt-Anzeiger. Von Frank Olbert, 28.08.09, 20:31h